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Prag-Reise bot umfassende Einblicke in Tschechiens Wirtschaft

Spannende Einblicke in Tschechiens Wirtschaft, Gelegenheit zum Austausch mit den Branchenvertretern und -kollegen sowie traumhaftes Wetter in der wunderschönen Stadt Prag sorgten für eine erfolgreiche zweite Auflage der UBIT-Studienreise. Mit 39 Teilnehmern war das Interesse an der zweiten UBIT-Studienreise nach Prag von 30. März bis...
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Gruppenbild Studienreise Prag
Teilnehmer der UBIT-Studienreise in Prag

Spannende Einblicke in Tschechiens Wirtschaft, Gelegenheit zum Austausch mit den Branchenvertretern und -kollegen sowie traumhaftes Wetter in der wunderschönen Stadt Prag sorgten für eine erfolgreiche zweite Auflage der UBIT-Studienreise.

Mit 39 Teilnehmern war das Interesse an der zweiten UBIT-Studienreise nach Prag von 30. März bis 1. April 2017 noch größer als bei der Premiere nach Straßburg. Nach einem Zwischenstopp in der südböhmischen UNESCO-Welterbe-Stadt Český Krumlov, deutsch Krumau, ging es am Donnerstag in die Hauptstadt der Tschechischen Republik, die mit über 1,2 Millionen Einwohnern die bevölkerungsreichste Stadt des Landes ist.

UBIT-Mitglieder mit österreichischem Botschafter in Prag
Botschafter Dr. Alexander Grubmayr (4. v. l.) empfing die UBIT-Mitglieder in der Österreichischen Residenz.

Am Abend empfing der österreichische Botschafter Dr. Alexander Grubmayr die UBIT-Mitglieder in der Österreichischen Residenz unweit der Prager Burg. Dort bot sich die Gelegenheit zum Austausch mit den Kollegen und Kolleginnen der drei Berufsgruppen und mit dem Botschafter sowie dem  Präsidenten der Vereinigung der Österreicher in der Tschechischen Republik, Rechtsanwalt Dr. Erwin Hanslik, der auch Organisator des dortigen Balls der Österreicher ist. Freitagvormittag erwartete die Reiseteilnehmer ein informativer und spannender Vortrag des Wirtschaftsdelegierten Dr. Christian Miller vom AWO AußenwirtschaftsCenter Prag zur tschechischen Wirtschaft und den Wirtschaftsbeziehungen zwischen Tschechien und Österreich.

Positives Wirtschaftsklima in Tschechien

2015 betrug das Wirtschaftswachstum in Tschechien 4,6 % (am realen Bruttoinlandsprodukt BIP) und 2016 immerhin noch 2,3 %. Bei der Kaufkraft (BIP je Einwohner) liegt Tschechien an der Spitze der neuen EU-Mitgliedstaaten. Die Arbeitslosenrate liegt bei 4 % (Ö 6 %, D 4,1 %), man kann von Vollbeschäftigung sprechen.

Tschechien ist ein Industrieland. Exportiert werden überwiegend Maschinen nach Westeuropa, der Großteil davon nach Deutschland. Die Investitionsquote (staatliche und private Investitionen in Relation zum BIP) beträgt aktuell 25,8 % (in Ö 22,1 %). Im Moment überwiegen die Exporte von Tschechien nach Österreich die Importe von Österreich aus Tschechien, die jüngste Entwicklung zeigt aber einen Trend in die umgekehrte Richtung. Beim Dienstleistungsexport zeigt sich, dass sich österreichische Unternehmen die Kernkompetenzen in Österreich halten und einfachere Tätigkeiten nach Tschechien auslagern.

Tschechien ist das drittwichtigste Investitionsland für österreichische Firmen. 1800 Unternehmen sind operativ in Tschechien tätig. Eine kürzlich erfolgte Umfrage unter österreichischen Unternehmern zeigt, dass 68 % der Befragten eine positive Umsatzentwicklung erwarten. Als Problempunkte werden neben der mangelnden Verkehrsinfrastruktur (schlechte Autobahnanbindung nach Österreich) vor allem die mangelnde Verfügbarkeit von Arbeitskräften – die Kehrseite der Vollbeschäftigung – und die unzureichende Qualifikation von vorhandenen Arbeitskräften gesehen. Dass in Tschechien die duale Berufsausbildung nicht wie in Österreich vorhanden sei, sei hier von Nachteil. Aufgewogen wird dieses Manko zum Teil dadurch, dass Berufsschulen viel Gestaltungsfreiraum haben und sich hier Unternehmen in die Ausbildung einbringen können.

Der durchschnittliche Lohn in allen Branchen liegt bei € 1.070,-, in Mangelberufen und bei Führungskräften wird aber ein Lohn- und Gehaltsniveau vergleichbar dem österreichischen erreicht. Man rechnet außerdem mit einem generellen Anstieg um 3 bis 4 %.

Im Anschluss an Millers Referat berichteten die vom Wirtschaftsdelegierten-Stellvertreter MMag. Gerhard Schlattl eingeladenen tschechischen Branchenvertreter aus dem Buchhaltungs- und IT-Bereich über ihre Interessensvertretungs-Aktivitäten.

Treffen mit Branchenvertretern Tschechiens

Vendula Pešková von der Kammer der Zertifizierten Buchhalter erläuterte, dass der Buchhaltungsberuf in Tschechien nicht wie in Österreich gesetzlich reglementiert ist. Rund 6500 Buchhalter haben sich dennoch freiwillig einer Ausbildung und Prüfung unterzogen und sind Mitglieder der „Union of Accountants“. Ein Teil davon ist auch Mitglied der „Chamber of Certified Accountants“ und kommt nach der erstmaligen Zertifizierung laufend den von der Kammer vorgesehenen Weiterbildungsverpflichtungen nach. Wer einen Buchhalter/eine Buchhalterin in Tschechien benötigt, ist also gut beraten, aufgrund der besseren Qualifikation unter den Zertifizierten zu suchen.

Zdenek Pilz, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Verbands ICT UNIE, welcher die Interessen von 90 Unternehmen aus dem Informations- und Kommunikationstechnologie-Sektor vertritt, berichtete über die Aktivitäten der Vereinigung. Das Aufgabenspektrum reicht – ähnlich jenem der Wirtschaftskammer und Fachgruppe UBIT – von der Interessenvertretung über Service- und Netzwerkangebote für Mitglieder bis hin zu Kooperation mit anderen Interessensverbänden. Ein großes Anliegen ist es auch, das Bewusstsein in der Bevölkerung für die Bedeutung von IKT zu stärken und die Digitalisierung voranzutreiben. Arbeitsgruppen setzen sich mit Themen wie Cloud Computing, eGovernment, eHealth und Cyber Security auseinander. Die Expertise wird genutzt, um sich in Gesetzeswerdungsprozesse einzubringen. Ein Meilenstein für ein verbessertes eGovernment wurde mit dem Zentralen Datenregister geschaffen, in dem die Informationen aus verschiedensten Datenquellen zusammengeführt wurden.

Nach dem geballten fachlichen Input nutzten die Reiseteilnehmer Freitagnachmittag die Zeit für eine Tour durch die wunderschöne historische Altstadt, das Jüdische Viertel und zur Karlsbrücke. Mit einer Stadtführung durch das Areal der Prager Burg mit Veitsdom und Strahov Kloster auf dem Berg Hradschin Samstagvormittag endete das abwechslungsreiche Programm.

Bildergalerie:

Studijní cesta UBIT, 30.3. – 1.4.2017